Begriff | Erklärung |
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Abruf | Verfügbarmachen von gespeicherter Information, um diese wiederzugeben oder innerhalb eines Systems weiterzuverarbeiten |
Aktivationsausbreitung | Aktivierung von weiteren Begriffen in einem semantischen Netzwerk, die eine semantische Ähnlichkeit mit einem bestimmten Begriff aufweisen |
Amygdala | Teil des limbischen Systems, der wesentlich für die Wahrnehmung von Emotionen ist, die insbesondere Bedrohungen wie Angst oder Wut signalisieren. Zudem spielt sie eine zentrale Rolle bei der Speicherung von emotionalen Inhalten im Gedächtnis. Sie ist also damit beschäftigt, Informationen emotional zu bewerten, und hilft damit, Entscheidungen zu treffen, welche Informationen überhaupt langfristig gespeichert werden sollen |
Angststörung | Sammelbegriff psychischer Störungen, bei denen Ängste ohne echte Gefahr oder überaus heftig bei nur geringer Bedrohung auftreten |
Anlage-Umwelt-Debatte (Nature-Nurture Debate) | Diskussion um relative Bedeutsamkeit von (Erb-)Anlagen und Umweltfaktoren für die Entwicklung eines Menschen |
Arbeitsgedächtnis | Speicher des Gehirns mit begrenzter Kapazität, der eingehende Informationen aus dem sensorischen Gedächtnis für wenige Sekunden halten und darüber hinaus mit neu eingehender Information als auch mit bereits im Langzeitgedächtnis abgespeicherten Inhalten vergleichen kann |
Argumentationsdiagramm | Grafische Darstellung einer Argumentationsstruktur. In der Regel werden dazu Baumgraphen verwendet, in denen Kästen o. Ä. einzelne Aussagen in einer Argumentation darstellen und Verbindungslinien o. Ä. zwischen den Kästen die argumentativen Beziehungen (z. B. „spricht für“, „steht im Widerspruch zu“) zwischen diesen Aussagen |
Asynchrone Kommunikation | Kommunikation, bei der es zwischen der Erstellung (Produktion) bzw. dem Senden einer Nachricht und dem Empfangen bzw. der Aufnahme (Rezeption) der Antwort darauf zu einer merklichen zeitlichen Verzögerung kommt |
Attribution | Ursache, die Individuen zur Erklärung von Ereignissen, Handlungen und Erlebnissen (genereller: Effekten) in verschiedenen Lebensbereichen heranziehen |
Auswertungsobjektivität | Teilkriterium der Objektivität, nach dem die Ermittlung der (numerischen) Messwerte für eine Probandin oder einen Probanden unabhängig von der auswertenden Person sein sollte. Diese sollten also bei der Quantifizierung identischer Antworten zu identischen numerischen Werten kommen. Für eine hohe Objektivität sind genaue Auswertungsregeln notwendig |
Axon | Fortsatz des Neurons, das die elektrischen Signale vom Zellkörper weg zu anderen Neuronen weiterleitet. Dabei variieren die Axone in ihrer Länge, die zwischen wenigen Mikrometern bis hin zu mehr als einem Meter betragen kann |
Baseline-Evaluation | Form der wissenschaftlichen Evaluation, bei der eine Ist-Zustand-Analyse zur Beschreibung der Ausgangsituation vorgenommen wird. Diese Basis ist wichtig für den Vergleich mit der Situation nach Implementation der Maßnahme |
Begabung | Leistungsvermögen insgesamt bzw. der jeweils individuelle Entwicklungsstand der leistungsbezogenen Möglichkeiten |
Begriff/Konzept | Grundbaustein der Wissensstrukturen im deklarativen LZG |
Behaviorismus | Einflussreiche psychologische Theorieschule, die innere Vorgänge im Menschen als Blackbox definiert und sich auf objektiv beobachtbares sowie messbares Verhalten beschränkt. Behavioristische Theorien erklären Lernen auf der Grundlage von Reizen und Reaktionen |
Beobachtungslernen | Sozial-kognitive Lerntheorie, bei der neues Verhalten durch Beobachtung und Verinnerlichung des Verhaltens eines Modells erlernt wird |
Bezugsnorm | Standard, mit dem ein gemessener Wert verglichen wird. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen sozialen (Vergleich mit einer Vergleichsgruppe), sachlichen bzw. kriterialen (Vergleich mit einem sachlichen Kriterium) oder individuellen Bezugsnormen (Vergleich mit früheren Ergebnissen einer Person) |
Bildungsinhalte informellen Lernens | Themen, die nicht oder nur am Rande in Lehrplänen enthalten, aber für das Kompetenzprofil Erwachsener von grundlegender Bedeutung sind. Neben dem kognitiven Kompetenzerwerb sind damit etwa personale oder soziale Kompetenzen, wie z. B. Verantwortungsbewusstsein, Selbständigkeit oder auch Kooperationsfähigkeit, gemeint |
Bildungsmodalitäten informellen Lernens | Sehr weit gefächerte Aspekte des Lernprozesses, welche die vielfältigen Wege der Kompetenzaneignung umfassen, die nicht im Rahmen herkömmlicher extern strukturierter Lehr-Lern-Prozesse stattfinden. Informelles Lernen erfolgt explizit oder implizit, intendiert oder nicht intendiert, geplant oder zufällig, direkt oder indirekt, von außen angeregt oder intrinsisch motiviert, bewusst gestaltet oder in den Handlungsvollzug unter Realbedingungen alltäglicher Anforderungs- oder Problemsituationen integriert |
Bildungsorte informellen Lernens | Merkmale der Lernumgebung, die all jene vielfältigen Lernorte wie z. B. Museen, zoologische Gärten, Schülerlabore oder Science Center umfassen, in denen zwar unzweifelhaft gelernt wird, die jedoch in der Beschreibung der Gesamtheit des Bildungssystems häufig nicht explizit berücksichtigt werden |
Bindung | Affektives Band zwischen zwei Personen, eine stabile Neigung, Nähe zu suchen. Ihr Ursprung wird phylogenetisch durch die biologische Schutzfunktion erklärt (Gefahren und Möglichkeiten zum Lernen), ontogenetisch liegt ihre Funktion in der emotionalen Regulation |
Classroom Management | Herstellung von Rahmenbedingungen, die den Schülerinnen und Schülern ein konzentriertes Arbeiten ermöglichen. Sie ist Grundlage für effektives Unterrichten. Siehe auch Klassenführung |
Cognitive Apprenticeship | Unterrichtsmethode, bei der Schülerinnen und Schüler während des Lernprozesses eine ähnliche Position haben wie Lehrlinge in der traditionellen Handwerkslehre. Sie befassen sich also mit authentischen Problemstellungen, die eine steigende Komplexität und Diversität aufweisen, und werden in ihrem Problemlöseprozess von der Lehrkraft angeleitet |
Cognitive-Load-Theorie | Konkretisierung der Rolle von Arbeitsgedächtnisprozessen beim Wissenserwerb, wonach die Ressourcen des Arbeitsgedächtnisses begrenzt sind und diese durch unterschiedliche Aspekte im Lernstoff und durch den Lernprozess belastet bzw. überlastet werden können. Die Theorie erlaubt Erklärungen und Vorhersagen, inwiefern Lernprozesse zu einer erfolgreichen Wissensrepräsentation führen können |
Compliance | Konformitätsprozess, der sich zeigt, wenn ein Individuum eine Meinung äußert, die nicht seiner eigenen, aber der öffentlich geäußerten Meinung entspricht |
Computervermittelte Kommunikation | Kommunikation, die ausschließlich durch digitale Übertragung von Text, Ton und Bild zustande kommt |
Conduct Disorder | Psychische Störung des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter, die im Gegensatz zur Oppositional Defiant Disorder kriminelles Verhalten wie Zerstörung von Eigentum, Diebstahl und Betrug sowie Aggression gegenüber Menschen und Tieren einschließt |
Deduktives Denken | Logischer Schluss wird auf Grundlage gegebener Voraussetzungen (Prämissen) gezogen |
Deklaratives (explizites) Gedächtnis/Wissen | Gedächtnis-/Wissensrepräsentationen, auf die explizit, d. h. bewusst und intentional, unter Kontrolle des Individuums zugegriffen wird: semantisches Wissen (Faktenwissen), episodisches Wissen (autobiographische Erfahrungen) |
Deliberate Practice | Gezielte selbstinitiierte Übungen, um konkrete Verbesserungen in einem bestimmten Bereich zu erzielen |
Dendrit | Weitverzweigter Ausläufer von Fasern, die vom Zellkörper des Neurons ausgehen. Über die Dendriten werden die von anderen Zellen einlaufenden elektrischen Signale an den Zellkörper des Neurons weitergeleitet |
Depression | Psychische Störung, die durch ausgeprägte und anhaltende Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit gekennzeichnet ist. Bei Kindern und Jugendlichen ist außerdem vor allem auf Gereiztheit sowie Bauch- und Kopfschmerzen zu achten |
Depressive Episode | Form der Depression, gekennzeichnet durch das Auftreten mehrerer Kernsymptome über einen Zeitraum von zwei Wochen, z. B. starke Niedergeschlagenheit, die nicht durch eine konkret benennbare Belastung ausgelöst wurde. Häufig tritt ein Gefühl innerer Leere auf, oft mit einem Verlust des Interesses an Dingen, die vorher als attraktiv erlebt wurden |
Direkte Instruktion | Unterrichtsmethode, bei der die Lehrperson im Zentrum des Geschehens steht und in hohem Maße bestimmt, was gelernt wird, in welche Phasen sich der Unterricht gliedert und welche Aktivitäten die Schülerinnen und Schüler dabei zeigen sollen |
Diskriminierung | Verhalten, bei dem einer Person allein wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe negative Dinge angetan oder positive Dinge vorenthalten werden |
Domäne | Themenbereich, der Gegenstand einer inhaltlichen Spezialisierung ist |
Durchführungsobjektivität | Teilkriterium der Objektivität, nach dem die Durchführung eines diagnostischen Verfahrens nicht zwischen verschiedenen Anwendungen des Verfahrens variieren sollte. Hierfür sollte das Verfahren standardisiert sein, d. h. die Durchführungsbedingungen (Materialien, Instruktionen, Reaktionen auf Fragen etc.) sollten konstant sein |
Effektstärke | Statistisches Maß, das Aussagen über die Größe und damit die inhaltliche Bedeutsamkeit von Effekten (z. B. Unterschiede oder Zusammenhänge) erlaubt |
Eigengruppenheterogenitätseffekt | Ergebnis sozialer Kategorisierung, bei der die höhere Unterschiedlichkeit von Mitgliedern der eigenen Gruppe in den bedeutsamen Eigenschaften betont wird |
Einspeichermodell | Annahme über den Aufbau des menschlichen Gedächtnisses, nach der nur eine Art von Gedächtnis vorhanden ist, das aber über verschiedene Speicher- und Verarbeitungsprozesse für kurz- und längerfristige Speicherung genutzt werden kann |
Emotion | Reaktion auf die Bewertung eines äußerlichen oder innerlichen Reizereignisses mit Bedeutung für die zentralen Bedürfnisse und Ziele eines Menschen, die sich in einer Episode zeitlicher Synchronisation aller bedeutenden Subsysteme (Gefühl, Motivation, physiologische Regulation, motorischer Ausdruck, Kognition) manifestiert |
Emotionale Eindrucksfähigkeit | Fähigkeit, sich in seinem Gefühlserleben von den Ausdruckszeichen anderer Personen beeindrucken zu lassen |
Empathie | Mitfühlen und Verstehen des emotionalen Zustandes einer anderen Person, wobei man sich klar darüber ist, dass die andere Person der primäre Träger der Emotion ist |
Encodierung | Prozess, durch den Informationen (z. B. Sinnesreize) so transformiert werden, dass sie von einem System (z. B. dem menschlichen Gedächtnis) aufgenommen und verarbeitet werden können |
Entdeckendes Lernen | Lernszenario, in dem die Lernenden Wissen über Gesetzmäßigkeiten erwerben sollen, indem sie selbst Experimente zu den Phänomenen, von denen diese Gesetzmäßigkeiten handeln, durchführen und daran die Gültigkeit von Vermutungen über diese Gesetzmäßigkeiten überprüfen |
Entwicklung | Längerfristige Veränderungen oder Stabilitäten im Erleben und Verhalten, die während der individuellen Entwicklung (Ontogenese) – also über die Lebenszeit – in gesetzmäßiger Weise aufeinanderfolgen bzw. miteinander zusammenhängen |
Entwicklungsstand | Normativer Standard, der die Merkmalsausprägung eines Individuums einschätzen und damit auch interindividuelle Unterschiede etwa zu Gleichaltrigen beschreiben lässt |
Entwicklungstheorie | Geschlossene Sammlung an formulierten Aussagen über allgemeine Entwicklungsannahmen, die Phänomene beschreiben, erklären und vorhersagen |
Erfolgserwartung | Subjektive Einschätzung von Personen darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit Erfolg bei der Bearbeitung einer Aufgabe eintritt |
Erziehungsstil | Konstellation aus elterlichen Einstellungen, Verhaltensmustern und Ausdrucksformen gegenüber dem Kind, die das Klima der Eltern-Kind-Interaktion bestimmt |
Evaluation der Programmeffizienz | Form der wissenschaftlichen Evaluation, bei der die Ökonomie der Maßnahme bewertet wird (Kosten-Nutzen-Relation) |
Evaluationsgegenstand (Evaluationsobjekt) | Untersuchungsgegenstand, auf den sich eine wissenschaftliche Evaluation bezieht, z. B. einzelne Interventionsmaßnahmen bzw. größer angelegte Programme, die auf bestimmte individuelle und kollektive Veränderungen abzielen |
Exekutive Funktion | Selbstregulatorischer Prozess (des Wollens), der bei der Verhaltenssteuerung notwendig ist, um auf ein Ziel zu fokussieren und die Zielerfüllung gegen konkurrierende Handlungsalternativen abzuschirmen. Sie ist die kognitive Fähigkeit, die beim zielgerichteten und reflexiven, also dem selbstregulierten Lernen, dem Problemlösen und der konzentrierten Aufgabenbearbeitung eingesetzt wird. Sie überwacht das Denken und Handeln, hilft bei der Fehleranalyse und -korrektur und ermöglicht eine flexible Anpassung an neue, komplexe Aufgabensituationen |
Experiment | Forschungsdesign, das durch systematische Beeinflussung einer oder mehrerer unabhängiger Variablen in kontrolliert (mittels zufälliger Zuweisung) zusammengesetzten Untersuchungsgruppen die Auswirkungen auf eine oder mehrere abhängige Variablen unter maximaler Kontrolle weiterer Einflussfaktoren untersucht. Das ermöglicht den Nachweis kausaler Zusammenhänge |
Expertise | Dauerhafte Leistungsexzellenz von Individuen innerhalb einer bestimmten Domäne |
Expertise Reversal Effect | Effekt, bei dem Instruktionsansätze oder -maßnahmen, die bei Novizen zu positiven Effekten auf den Wissenserwerb führen, mit steigender Expertise an Effektivität verlieren und sich im Extremfall sogar hinderlich auf den Wissenserwerb auswirken |
Explizites Lernen | Informationsverarbeitungsprozesse, die bewusst sind, unter Kontrolle des Individuums stehen und leicht sprachlich dargestellt werden können |
Externe Evaluation | Bewertung durch unabhängige Expertinnen und Experten, die in keiner Beziehung zu der Einrichtung und der Maßnahme stehen |
Externe Validität | Generalisierbarkeit von Untersuchungsergebnissen über die besonderen Bedingungen der Untersuchungssituation und über die untersuchten Personen hinaus. Sie sinkt mit wachsender Unnatürlichkeit der Untersuchungsbedingungen bzw. mit abnehmender Repräsentativität der untersuchten Stichproben |
Extrinsische Motivation | Motivation, die sich aus den antizipierten Konsequenzen einer Handlung speist |
Face-to-Face-Kommunikation | Kommunikation, die nicht durch ein digitales Medium vermittelt wird, sondern unter persönlich Anwesenden direkt stattfindet |
Fachliches Lernen | Erwerb spezifischer Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, um Aufgaben und Probleme in einem Wissensgebiet schnell und sicher lösen zu können |
Fachsprache | Fachspezifische Sprach- und Kommunikationsmuster, deren Erlernen ein wesentlicher Teil des fachlichen Lernens darstellt, indem den Lernenden ein tieferer Blick in das Fach ermöglicht wird |
Familie | Durch verwandtschaftliche, soziale und/oder juristisch definierte Beziehungen, welche sich sowohl durch Zusammengehörigkeit, Zusammenleben und Kooperation auszeichnen als auch auf intimer, emotionaler sowie auf Nähe und Liebe gründender Basis aufbauen. Sie besteht aus mindestens zwei Personen, die aufeinander bezogen sind und unterschiedlichen Generationen angehören |
Fehlerkultur | Rahmenbedingungen, die Lernende im Rahmen offener Aufgaben, der Planung eigener Experimente und bei der Beantwortung offener Fragen zur Partizipation ermutigen. Entscheidend ist neben der Explizierung die Trennung von Lern- und Leistungssituationen, sodass die Schülerinnen und Schüler wissen, wann es gilt, Fehler zu vermeiden, und wann Fehler erlaubt sind und eine wichtige Lernressource bilden |
Feinfühligkeit | Fähigkeit einer Bezugsperson, kindliche Signale wahrzunehmen und richtig zu interpretieren und prompt und angemessen darauf zu reagieren. Sie beinhaltet also Aufmerksamkeits- und Bewertungsprozesse wie auch konkretes Fürsorgeverhalten gegenüber dem Kind |
Formative Evaluation | Form der wissenschaftlichen Evaluation, die die Implementation der Maßnahme dazu, wie gut Zielsetzungen und Umsetzungen zusammenpassen, beschreibt und bewertet. Fortlaufende Rückmeldungen zur Programmoptimierung werden gegeben |
Forschendes Lernen | Unterrichtsmethode, bei der als Ausgangspunkt für das Lernen ein wissenschaftliches Problem dient, das die Schülerinnen und Schüler lösen bzw. für das sie eine Erklärung erarbeiten sollen |
Four-Components-/Instructional-Design-Ansatz (4C/ID-Ansatz) | Unterrichtsmethode, bei der die Lernenden beim Aufbau von komplexen Fertigkeiten unterstützt werden, die Lehrperson aber eher nicht im Zentrum steht |
Fremdevaluation | Bewertung findet durch Dritte statt (d. h. durch Personen, die nicht direkt an der Maßnahme beteiligt sind) |
Fremdgruppenhomogenitätseffekt | Ergebnis sozialer Kategorisierung, bei der die Mitglieder einer Fremdgruppe insgesamt als sehr ähnlich in Bezug auf die unterstellten Merkmale angesehen werden |
Gedächtnis | Aktives, dynamisches und veränderbares Informationsverarbeitungssystem, das Informationen aufnimmt (Encodierung), speichert (Speicherung) und abruft (Abruf). Man unterscheidet zwischen Einspeichermodellen und Mehrspeichermodellen |
Gliazelle | Oberbegriff für Zellen im Nervengewebe, die sich von Neuronen unterscheiden. Zu ihren Aufgaben zählt die mechanische Stabilisierung der Neurone durch die Bildung von Bindegewebe, die Beteiligung am Zellstoffwechsel und der Informationsweiterleitung, die Beeinflussung der Bildung von Synapsen sowie besonders die Bildung des Myelins (Myelinisierung) |
Großhirn | Größter Teil des Gehirns, der aus der linken und rechten Hemisphäre besteht. Die beiden Gehirnhälften arbeiten nicht getrennt voneinander, sondern interagieren bei ihren vielfältigen Aufgaben. Der Informationsaustausch zwischen beiden Hemisphären erfolgt über einen gewaltigen Strang aus Nervenfasern, das Corpus callosum (Balken) |
Großhirnrinde (Zerebraler Kortex) | Teil des Gehirns, der als äußerste Schicht des Großhirns die linke und rechte Hemisphäre umgibt. Er dient höheren psychischen Funktionen und spielt eine wesentliche Rolle bei allem, was menschliches Erleben und Verhalten so einzigartig macht, etwa der Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen, bei Willkürbewegungen, bei komplexem Denken und Planen, bei der Sprache, dem Gefühlserleben sowie bei Bewusstsein und Persönlichkeit |
Group-Awareness-Tool | Software-Tool, das Informationen über Aspekte einer Gruppe oder der übrigen Gruppenmitglieder bereitstellt, die für kooperatives Lernen relevant sind |
Gruppenbewusstsein | Informationen, die Gruppenmitglieder über Aspekte einer Gruppe oder der übrigen Gruppenmitglieder haben, z. B. deren Aufenthaltsort, Aktivitäten, Emotionen, Interessen oder Wissen |
Gruppenpuzzle | Form kooperativen Lernens, die dem Zweck dient, Vorurteile abzubauen und den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu steigern, indem sie in kleine Gruppen eingeteilt werden, deren Mitglieder nur in Abhängigkeit voneinander den Lehrstoff umfassend lernen und erfolgreich sein können |
Hemisphäre | Linke bzw. rechte Hirnhälfte, die nicht getrennt voneinander arbeiten, sondern bei ihren vielfältigen Aufgaben interagieren |
Heteronormativität | Einstellung, nach der heterosexuelle Verhaltensweisen als implizite oder gar explizite soziale Norm angesehen werden, das biologische Geschlecht in eineindeutige Beziehung zur Geschlechtsidentität gesetzt und eine klare Einteilung in richtiges und falsches sexuelles Empfinden und Verhalten vorgenommen wird. Abweichungen davon können als problematisch, verurteilenswert oder krankhaft und behandlungsbedürftig bewertet werden |
Hippocampus | Teil des limbischen Systems, der beim Erwerb deklarativer Gedächtnisinhalte eine wichtige Rolle spielt. Er ist mit dafür verantwortlich, wie Fakten über die Welt und autobiografische Ereignisse längerfristig im Gedächtnis gespeichert werden |
Hirnstamm | Evolutionär ältester Teil des Gehirns, der aus verschiedenen Strukturen besteht, die die internen Prozesse des Körpers steuern |
Hochbegabung | Weit überdurchschnittliche Ausprägung von Intelligenz. Ihre Entfaltung in Leistung wird durch verschiedene Faktoren der Lernenden und ihrer Umwelt moderiert. Als hochbegabt gilt üblicherweise, wessen Intelligenztestleistung mindestens zwei Standardabweichungen über dem Mittelwert von 100 liegt und damit einem IQ von 130 oder mehr Punkten entspricht |
Hypothalamus | Teil des limbischen Systems, das zahlreiche physiologische Prozesse motivierten Verhaltens steuert, z. B. Nahrungshaushalt, Temperaturregulation und sexuelle Erregung |
Hypothese | Aussage darüber, ob und ggf. wie sich eine variierbare Größe entweder unabhängig von den Werten der übrigen variierbaren Größen oder bei bestimmten Konstellationen von Werten der übrigen variierbaren Größen auswirkt |
Hypothese des erweiterten Kontaktes | Hypothese, dass allein das Wissen, dass ein Mitglied der eigenen Gruppe freundschaftliche Beziehungen zu einem Fremdgruppenmitglied unterhält, Vorurteile abbauen und positivere Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe bewirken kann |
Hypothese des vorgestellten Kontaktes | Hypothese, dass die mentale Simulation, also die Imagination von positiven sozialen Kontakten mit Fremdgruppenmitgliedern, bereits zu verbesserten Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe und zum erhöhten Wunsch nach Intergruppenkontakt führen kann |
Identität | Gesamtheit dessen, was die eigene Individualität ausmacht, und das Erleben von Gleichheit und Kontinuität der eigenen Person über die Zeit |
Impact-Evaluation | Form der wissenschaftlichen Evaluation, bei der die nachhaltigen Wirkungen von Maßnahmen, die über deren direkte Ziele hinausgehen, bewertet werden |
Implizites Lernen | Informationsverarbeitungsprozesse, die unbewusst ablaufen (z. B. „Priming“, prozedurales Wissen, klassische und operante Konditionierung), die nur schwer sprachlich dargestellt werden können |
Induktives Denken | Schluss vom Konkreten auf das Allgemeine |
Informelles Lernen | Lebenslanger Prozess, der durch tägliche Erfahrungen und Lernanregungen im persönlichen Umfeld dazu beiträgt, Wissen, Fähigkeiten und Haltungen und damit Kompetenzen zu erwerben bzw. zu akkumulieren |
Inhaltsvalidität | Teilkriterium der Validität, nach dem die einzelnen Items das zu erfassende Konstrukt inhaltlich hinreichend gut repräsentieren sollten |
Inneres Arbeitsmodell von Bindung | Vorstellungen und Wissen des Kindes über Bindung und Bindungsstrategien sowie Erwartungen bezüglich der Verfügbarkeit und des Verhaltens der Bezugsperson, andererseits aber auch Vorstellungen, Selbstwert- und Kompetenzeinschätzungen über die eigene Person |
Intelligenz | Allgemeine Fähigkeit oder auch bereichsspezifische Fähigkeiten, die es einer Person ermöglichen, unterschiedliche, vor allem auch komplexe Aufgabenstellungen zu durchdenken und Probleme zu lösen in Situationen, die für das Individuum neuartig, d. h. nicht durch Lernerfahrungen vertraut sind, sodass keine automatisierten Handlungsroutinen zur Problemlösung eingesetzt werden können |
Intelligenzquotient (IQ) | Messergebnis eines Intelligenztests, der angibt, wie stark die intellektuelle Leistungsfähigkeit einer Person vom Durchschnitt der Vergleichsgruppe bzw. Altersstufe abweicht |
Interesse | Relativ stabile Präferenz, Einstellung oder Orientierung in Bezug auf bestimmte Themenfelder, Lerngegenstände oder Tätigkeitsformen. Sie besteht in dem Erleben von positiven emotionalen Zuständen während der Beschäftigung mit dem Interessengegenstand, einer hohen subjektiven Wertschätzung dieses Gegenstands sowie dem ausgeprägten Ziel, das Wissen über den Gegenstand zu erweitern |
Interferenz | Überlagerung verschiedener Gedächtnisspuren, die zu Vergessen führen. Zerfall von Information tritt demnach durch das Lernen zusätzlicher Informationen auf |
Interkulturelle Kompetenz | Fähigkeit, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu respektieren, zu würdigen und produktiv zu nutzen im Sinne einer wechselseitigen Anpassung |
Interkulturelle Öffnung | Bewusst gestalteter Prozess, der (selbst-)reflexive Lern- und Veränderungsprozesse von und zwischen unterschiedlichen Menschen, Lebensweisen und Organisationsformen ermöglicht, wodurch Zugangsbarrieren und Abgrenzungsmechanismen in den zu öffnenden Organisationen abgebaut werden und Anerkennung möglich wird |
Interkulturelles Lernen | Psychische Veränderungen aufgrund von Erfahrungen kultureller Differenz, die sich auf eine veränderte Wahrnehmung von und einen veränderten Umgang mit kultureller Differenz beziehen |
Interne Evaluation | Selbstevaluation oder Fremdevaluation, bei der die Evaluierenden aus der gleichen Einrichtung kommen, jedoch nicht direkt an der Maßnahme beteiligt sind |
Interne Validität | Eindeutigkeit, mit der die kausale Wirkung einer unabhängigen Variable auf eine abhängige Variable belegt werden kann. Je weniger Alternativerklärungen für ein Untersuchungsergebnis denkbar sind, desto intern valider ist eine Untersuchung |
Interpretationsobjektivität | Teilkriterium der Objektivität, nach dem jede auswertende Person die Ergebnisse eines diagnostischen Verfahrens gleich interpretieren bzw. zu gleichen Schlussfolgerungen gelangen sollte. Hierfür können Normtabellen mit den Ergebnissen einer Vergleichsstichprobe genutzt werden, die die Interpretation von Resultaten einzelner Personen erleichtern |
Intraindividuelle Diagnostik | Diagnostische Strategie, bei der früheres Verhalten der betreffenden Person als Referenz zur Einordnung einer Merkmalsausprägung dient. Zentral ist also eine individuelle Bezugsnorm, z. B. der Wissenszuwachs einzelner Schülerinnen und Schülern im Anschluss an eine Unterrichtseinheit |
Intrinsische Motivation | Motivation, die auf der Antizipation einer als befriedigend oder positiv erlebten Ausführung einer Handlung beruht |
Intuitive Theorie | In Theorien organisiertes frühes (angeborenes) Wissen in wichtigen Domänen des Weltwissens |
Isolierte Rechtschreibstörung | Bedeutsame Beeinträchtigung der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten ohne vorherige Lesestörung, die die Fähigkeiten betrifft, mündlich zu buchstabieren und Wörter korrekt zu schreiben |
Klassenführung | Basisdimension der Unterrichtsqualität, die beschreibt, inwiefern die Lehrperson für einen strukturierten, klaren und störungspräventiven Unterricht sorgt, um maximal mögliche Unterrichtszeit zur Auseinandersetzung mit Lerninhalten zu gewährleisten. Siehe auch Classroom Management |
Klassische Konditionierung | Behavioristische Lerntheorie, deren Wirkmechanismus auf der wiederholten, kombinierten Darbietung von unkonditioniertem und neutralem Reiz beruht |
Kleinhirn (Zerebellum) | Zweitgrößter Teil des Gehirns an der Hinterseite des Hirnstamms, der wichtige Aufgaben bei der Steuerung der Motorik sowie vor allem beim Erlernen von Bewegungsabläufen und deren Automatisierung übernimmt. Das Kleinhirn spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Bildung und Speicherung impliziter Gedächtnisinhalte infolge von klassischer Konditionierung und ist bei der Abschätzung von Zeit, der Unterscheidung von Tönen und Mustern sowie der Regulation von Emotionen beteiligt |
Knowledge Building | Unterrichtsmethode, die Schülerinnen und Schülern sehr große Spielräume zur Gestaltung ihres eigenen Lernprozesses einräumt. Aus den Schülerinnen und Schülern einer Klasse soll eine echte „Lerngemeinschaft“ geformt werden, in der alle Mitglieder gefordert sind, eigene Ideen zu Lerninhalten zu formulieren, zu äußern und auf den Ideen anderer Lernender aufzubauen, um das „gemeinschaftliche Wissen“ kontinuierlich zu erweitern |
Kognitive Aktivierung | Basisdimension der Unterrichtsqualität, die Maßnahmen umfasst, welche die Lehrperson unternimmt, um die Schülerinnen und Schüler zur aktiven und tiefer gehenden Auseinandersetzung mit Lernmaterialien anzuregen |
Kognitive Unterstützung | Basisdimension der Unterrichtsqualität, die beschreibt, inwiefern Strukturen im Klassenzimmer implementiert sind, welche Schülerinnen und Schülern für ihr Lernen Hinweise, Begleitung und Hilfestellungen geben |
Kommunikation | Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen, wobei die Mitteilung sprachlich (verbal) und/oder nichtsprachlich (nonverbal) erfolgen kann |
Komorbidität | Gleichzeitiges Auftreten unterschiedlicher psychischer Störungen bei einer Person. Die verschiedenen Störungen können miteinander in Zusammenhang stehen oder sich gegenseitig bedingen, müssen dies aber nicht |
Kompetenz | Persönliche Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung spezifischer Anforderungen. Sie wird in der Regel als kontextspezifisch (z. B. fachbezogen) verstanden. Kompetent sein bedeutet dabei nicht nur, dass Personen über relevantes Wissen verfügen oder entsprechende Techniken beherrschen, sondern auch, dass sie in Bezug auf die Anforderungen motiviert sind und ihr eigenes Handeln zieladäquat regulieren können |
Konstrukt (hypothetisches Konstrukt) | Begriff, der sich auf ein nicht direkt messbares Merkmal von Personen oder Gruppen bezieht. Konstrukte werden aus theoretischen Zusammenhängen heraus erschlossen und sind somit Bestandteile von theoretischen Aussagen. Die Ausprägung eines Konstrukts kann nur indirekt aus messbaren Indikatoren erschlossen werden |
Konstruktvalidität | Teilkriterium der Validität, nach dem die Ergebnisse eines diagnostischen Verfahrens in Zusammenhang mit einem wichtigen externen Merkmal (Kriteriumsmerkmal) stehen bzw. dieses vorhersagen können sollten |
Konversion | Konformitätsprozess, der sich zeigt, wenn ein Individuum die eigene Meinung der öffentlich geäußerten Meinung anpasst |
Konzeptuelles Wissen (semantisches Wissen) | Wissen über Fakten als auch über Begriffe und Prinzipien |
Kooperation | Arbeitsteilige Erstellung eines Gruppenprodukts im Sinne des Resultats der gemeinsamen Informationsverarbeitung |
Kooperationsskript | Konfiguration textlich oder grafisch repräsentierter Hilfestellungen, die Lernende in Gruppen bei ihren Kooperationsaktivitäten anleiten sollen |
Kooperatives Lernen | Unterrichtsmethode, bei der Kleingruppen (üblicherweise zwei bis sechs Schülerinnen und Schüler) versuchen, ihr Wissen bzw. ihre Fertigkeiten zu einem bestimmten Thema auf Basis der Interaktionen innerhalb der Kleingruppe zu erweitern |
Kriteriumsorientierte Diagnostik | Diagnostische Strategie, bei der eine Merkmalsausprägung in Bezug zu einem Kriterium gesetzt wird. Beispielsweise könnte ein bestimmtes Niveau mathematischer Fertigkeiten durch das Erreichen einer festgelegten Punktzahl in einem Schulleistungstest (Kriterium) definiert sein |
Kriteriumsvalidität | Teilkriterium der Validität, nach dem die Ergebnisse einer Person in einem diagnostischen Verfahren in enger Beziehung zum Merkmal (Konstrukt) stehen sollten, das mit dem Verfahren gemessen werden soll. Mit der Konstruktvalidität soll quantifiziert werden, inwiefern ein Verfahren das misst, was es intendiert zu messen |
Kultur | Historisch gewordene Ganzheit aus aufeinander verweisenden, kollektiv bedeutsamen Regeln, Normen, Werten, Zielen und Deutungsmustern, Symbolen und Geschichten. Sie richtet explizit und implizit das Handeln, Wollen, Fühlen und Denken derjenigen Menschen aus, die ihr angehören. Kultur stellt somit einen Rahmen oder ein Orientierungssystem für das Handeln und Erleben von Menschen dar, zugleich wird Kultur durch das Handeln und Erleben von Menschen verändert, ist also nicht allein Struktur, sondern ebenso Prozess |
Kurzzeitgedächtnis | Speicher des Gehirns mit begrenzter Kapazität, der eingehende Informationen aus dem sensorischen Speicher für wenige Sekunden halten kann |
Längsschnittuntersuchung | Forschungsdesign, bei dem Merkmale ohne systematische Beeinflussung von Variablen wiederholt gemessen werden. Sie ermöglicht den Nachweis von Veränderungen der Merkmale über die Zeit |
Langzeitgedächtnis | Speicher des Gehirns mit unbegrenzter Kapazität, der eingehende Informationen theoretisch unbegrenzt behält. Man unterscheidet dabei zwischen einem deklarativen und einem nichtdeklarativen impliziten Gedächtnis |
Lernen | Prozess, der zu relativ dauerhaften Veränderungen von Verhalten oder Verhaltenspotenzialen aufgrund von Erfahrungen führt |
Lernstil | In Praxis und Wissenschaft verbreitete, allgemeine Annahme, dass sich Lernende darin unterscheiden, welche Form von Instruktion, z. B. auch in Form von Lernmaterialien, sie bevorzugen. Während die Grundannahme, dass individuellen Bedingungen und Voraussetzungen der Lernenden beim Lernen Rechnung getragen werden sollte, unumstritten ist, kann die Annahme, dass bestimmte Materialien nur für ausschließlich einen bestimmten Typ von Lernenden optimal sind, nicht empirisch gestützt werden, weshalb Lehrerinnen und Lehrer ein möglichst breites Spektrum an Lernstrategien und deren effektiver Anwendung vermitteln sollten |
Lernstrategie | Bündel an Kognitionen und Verhaltensweisen, die von Lernenden gezielt eingesetzt werden können, um den Lernprozess zu initiieren, aufrechtzuerhalten und zu verbessern |
Lerntechnik | Konkret Handlung, die die Lehrperson mit dem Ziel anwendet, die Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit dem Lerngegenstand zu steuern und zu unterstützen |
Lese- und Rechtschreibstörung | Bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung aller Lese- und Rechtschreibfertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist |
Limbisches System | Ringförmiger Teil des Gehirns, der aus verschiedenen Gehirngebieten besteht, die überwiegend zwischen motiviertem Verhalten, Emotionen und Gedächtnisprozessen vermitteln. Zentrale Strukturen des limbischen Systems sind der Hypothalamus, der Hippocampus und die Amygdala |
Macht | Fähigkeit, Einfluss auch gegen den Widerstand anderer auszuüben. In der Gruppenforschung bezeichnet Macht jede interpersonelle Beziehung, in der einige Individuen das Verhalten, die Einstellungen, Überzeugungen oder andere Reaktionen anderer Individuen bestimmen |
Mehrspeichermodell | Annahme über den Aufbau des Gedächtnisses, nach der dieses in Abhängigkeit von der Behaltensdauer in mehrere Speicher aufgeteilt werden kann. Häufig unterscheidet man hierbei zwischen einem sensorischen Gedächtnis, dem Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis |
Mentales Modell | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, bei der subjektive Repräsentationen von relevanten Faktoren und ihrem Zusammenwirken in der konkreten Welt im Arbeitsgedächtnis verarbeitet und im Langzeitgedächtnis abgelegt werden. Es wird wie ein Schema oder Skript erfahrungsbasiert generiert, stellt aber Modellvorstellungen über das dynamische Zusammenwirken von Zuständen, Bedingungen für diese Zustände und Funktionen in komplexen Systemen dar |
Messung | Zuordnung von Messwerten zu beobachteten Verhaltensweisen oder Äußerungen derart, dass die Beziehungen zwischen den Beobachtungen durch die Beziehungen zwischen den Messwerten abgebildet werden. Um dies sicherzustellen, erfolgt die Zuordnung der Messwerte zu den Beobachtungen nach bestimmten Regeln |
Messverfahren (Messinstrument) | Gemeinsame Präsentation mehrerer Aufgaben oder Fragen (Items) zur Messung eines Merkmals. Im schulischen Kontext sind Messverfahren beispielsweise eine Schulaufgabe, ein Vokabeltest, ein Referat, eine mündliche Prüfung oder ein standardisierter Schulleistungstest |
Metaanalyse | Forschungsdesign, bei dem die Ergebnisse mehrerer bereits vorliegender Studien zu einem Forschungsthema zusammengefasst werden. Sie zielt auf die zusammenfassende Einschätzung von Effekten ab |
Metakognition | Wissen über verschiedene kognitive Zustände und Prozesse sowie die Fähigkeit, die eigenen Kognitionen überwachen und regulieren zu können. Man unterscheidet zwischen deklarativem metakognitiven Wissen und prozeduralen metakognitiven Strategien |
Metakognitives Wissen | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, die übergeordnete Prozesse der Kognition meint und damit das Wissen einer Person über kognitive Zustände und Prozesse umfasst. Man unterscheidet zwischen deklarativem metakognitiven Wissen und prozeduralem metakognitiven Wissen |
Minderleistung (Underachievement) | Feststellung, dass die Leistungen einer Person dauerhaft und deutlich unter dem Niveau liegen, das aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten zu erwarten wäre. Sie wird meist im Kontext von Hochbegabung thematisiert |
Mobbing | Negative Handlungen, die systematisch (d. h. wiederholt über einen längeren Zeitraum) und in Schädigungsabsicht bei Stärkeungleichgewicht vorgenommen werden. Mobbing kann in verschiedenen Formen auftreten (verbal, körperlich, relational, Cybermobbing) und bezieht sich typischerweise auf ein oder zwei Opfer |
Modifikationsdiagnostik | Diagnostische Strategie, bei der Informationen über notwendige Veränderungen eingeholt werden, z. B. könnte der Ausgangspunkt für ein Lernstrategietraining der Gebrauch ungeeigneter Lernstrategien bei Schülerinnen und Schülern sein |
Moralisches Denken oder Urteilen | Vorstellungen über Gut und Böse, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, und über Gründe, Gutes oder Schlechtes zu tun |
Motiv | Zeitlich überdauernde Präferenz für bestimmte Anreizklassen. Sie beschreibt, wie wichtig Personen eine bestimmte Art von Anreizklasse, wie Lern- und Leistungssituationen oder soziale Situationen, sind. Es werden implizite und explizite Motive unterschieden |
Motivation | Psychischer Prozess, der die Initiierung, Ausrichtung und Aufrechterhaltung, aber auch die Steuerung, Qualität und Bewertung zielgerichteten Handelns beeinflusst |
Multimediales Lernen | Lernen aus Text und Bildern |
Myelinisierung | Teilprozess der Gehirnentwicklung, bei dem bestimmte Axone fetthaltig ummantelt werden, wodurch die Geschwindigkeit und Effizienz der Signalübertragung entscheidend erhöht wird. Die Myelinisierung beginnt schon vor der Geburt, erfolgt im Kortex mit deutlich unterschiedlichem Tempo und erstreckt sich bis in das hohe Erwachsenenalter |
Neugier | Grundlegendes Motiv, sich neuen, überraschenden und reizvollen Ereignissen oder Gegenständen zuzuwenden. Sie gilt als wesentliche Basis für Explorationsverhalten und Lernen und kann durch eine stimulierende Situation hervorgerufen werden |
Neurogenese | Teilprozess der Gehirnentwicklung, bei dem Neuronen durch Zellteilung gebildet werden. Sie ist etwa im fünften Schwangerschaftsmonat weitgehend abgeschlossen |
Neuron (Nervenzelle) | Spezialisierte Zelle, die für das Empfangen, Verarbeiten und Senden von Informationen durch Übertragung elektrischer Signale zuständig ist. Sie besteht aus dem Zellkörper, den Dendriten sowie dem Axon |
Neurotransmitter | Chemische Substanz, welche die Kommunikation der Neurone untereinander moduliert |
Norm | Regel, die sich auf Verhalten, Emotionen und Kognitionen bezieht und in Gruppen einen gewissen Verbindlichkeitsgrad hat. Präskriptive Normen beinhalten Vorschriften und Anweisungen, proskriptive Normen Verbote und Sanktionen |
Normorientierte Diagnostik | Diagnostische Strategie, bei der eine Merkmalsausprägung in Bezug zu einer Vergleichsgruppe gesetzt wird. Beispielsweise sind IQ-Werte (Intelligenzquotient) normierte Werte, die durch den Vergleich individueller Testwerte mit denen einer Vergleichsgruppe entstehen: folglich hängt die Höhe eines IQ-Wertes von der jeweiligen Vergleichsgruppe ab |
Objektivität | Hauptgütekriterium psychologisch-diagnostischer Verfahren, das erfordert, dass das Messinstrument Messungen erbringt, die möglichst unabhängig von den Personen sind, die die Messung durchführen (z. B. Beobachterinnen und Beobachter) |
Operante Konditionierung | Behavioristische Lerntheorie, bei der die Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhalten aufgrund seiner Konsequenzen erhöht oder gemindert wird |
Operationalisierung | Messbarmachung eines Konstrukts mittels empirisch fassbarer und quantifizierbarer Größen |
Oppositional Defiant Disorder | Psychische Störung des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter, die durch häufiges bzw. persistierendes reizbares, wütendes, nachtragendes, streit- und rachsüchtiges Auftreten gekennzeichnet ist |
Peers (Peer Group) | Gleichaltrigengruppe, die durch eine über einen längeren Zeitraum stattfindende (alltägliche) direkte Interaktion und das Bilden eines sozialen Beziehungsgefüges gekennzeichnet ist. Der Begriff umfasst unterschiedliche soziale Konstellationen, wie Beziehungen, Freundschaften und Cliquen, die sich in ihrer Nähe und Verbindlichkeit deutlich unterscheiden können. Die Beziehungen sind durch Gleichaltrigkeit und ausgewogene Machtverhältnisse, d. h. durch Gleichrangigkeit, gekennzeichnet |
Persönlichkeit | Merkmale des Erlebens und Verhaltens, welche über verschiedene Situationen hinweg konsistent und mittelfristig stabil sind und in denen sich Menschen im Allgemeinen voneinander unterscheiden |
Posttraumatische Belastungsreaktion | Reaktion auf die Erfahrung körperlicher oder psychischer Bedrohung bei einem kurzfristig und unerwartet auftretenden oder dauerhaften Ereignis, die die psychische Entwicklung von Kindern gefährdet. Typische Symptome umfassen das häufige Wiedererleben der Ereignisse, Vermeidungsverhalten und einen permanenten Sinnestaumel |
(Semantisches) Priming | Verkürzung der Reaktionszeit bei einem Begriff durch die vorherige Aktivierung eines semantisch ähnlichen Begriffs |
Prior-belief-Effekt | Interpretation ambivalenter Informationen derart, dass sie mit dem eigenen Stereotyp oder Vorurteil konform erscheinen und die Überzeugung in die Richtigkeit der ursprünglichen Annahme noch erhöhen |
Problemlösen | Die durch bewusste Denkprozesse und intelligentes Handeln geleitete – dabei Hindernisse überwindende – Überführung eines Ist-Zustands in einen Soll-Zustand |
Problemorientiertes Lernen | Unterrichtsmethode, bei der Lernende mit authentischen Problemstellungen konfrontiert werden und diese wiederum unter Anleitung, aber zu großen Teilen selbstständig bearbeiten |
Professionelle Überzeugung | Schul- und unterrichtsbezogene Vorstellung und Annahme, die eine bewertende Komponente beinhaltet. Der übergeordnete Begriff der Überzeugungen (Beliefs) beinhaltet auch Einstellungen und Werthaltungen, die sich auf Schule und Unterricht beziehen |
Propositionales Netzwerk | Verknüpfung von Aussagen zu komplexen Systemen |
Propositionale Repräsentation | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, bei der Netzwerke aus logisch zusammenhängenden Aussagen gebildet werden, die entweder als wahr oder falsch beurteilt werden können |
Prospektive Evaluation | Form der wissenschaftlichen Evaluation, bei der die Bewertung der Maßnahmenkonzeption zur Abschätzung der Realisierbarkeit der Maßnahme sowie möglicher Nebeneffekte herangezogen wird |
Prozedurales (implizites) Gedächtnis/Wissen | Gedächtnis-/Wissensrepräsentationen als Basis der Ausführung von motorischen und kognitiven Fertigkeiten, die dem bewussten Zugriff nur schwer zugänglich sind |
Prozedurales Wissen | Prozedurales Wissen wird als Wissen über Handlungen verstanden, die – bezogen auf den konkreten Anforderungsbereich – zum gewünschten Erfolg führen. Prozedurales Wissen bezieht sich damit auf das „Wie“ des Unterrichtens und beinhaltet einerseits das deklarative prozedurale Wissen über die für die Erreichung eines bestimmten Ziels geeigneten Methoden und andererseits das (z. T. automatisierte) Wissen über die Umsetzung dieser Methoden, was stärker den Charakter von „Können“ hat. Besonders die im fachdidaktischen Studium vermittelten Inhalte sind (wenngleich nicht ausschließlich) deklarativer prozeduraler Natur. Automatisiertes prozedurales Wissen hingegen wird eher im Rahmen von Praktika und im Vorbereitungsdienst erworben |
Prozessdiagnostik | Diagnostische Strategie, bei der Veränderungen erfasst werden. Diese Erfassung erscheint vor allem dann sinnvoll, wenn z. B. aufgrund einer Intervention von Änderungen in den Schulleistungen ausgegangen wird |
Psychische Auffälligkeit | Manifestiert sich im emotionalen Erleben, im Denken, im somatischen Bereich bzw. auf der Verhaltensebene. Sie umfasst internalisierende und externalisierende Problembereiche. Psychische Auffälligkeiten umfassen sowohl psychische Störungen als auch subklinische Phänomene, für die noch keine klinische Diagnose gemäß WHO-Kriterien (ICD-10) vorliegen |
Quasiexperiment | Forschungsdesign, das durch systematische Beeinflussung einer oder mehrerer unabhängigen Variablen in natürlich vorgefundenen Untersuchungsgruppen (z. B. Schulklassen), bei denen keine Zufallsaufteilung möglich ist, die Auswirkungen auf eine oder mehrere abhängige Variablen untersucht. Bestehende Unterschiedlichkeiten zwischen den Gruppen werden berücksichtigt und kontrolliert. Das ermöglicht den Nachweis starker, aber nicht zweifelsfreier Aussagen über kausale Zusammenhänge |
Querschnittsuntersuchung | Forschungsdesign, bei dem Merkmale ohne systematische Beeinflussung von Variablen einmalig gemessen werden. Sie ermöglicht den Nachweis von Zusammenhängen zwischen Merkmalen |
Rechenstörung | Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist |
Reifung | Ausbildung physiologischer, motorischer oder psychischer Strukturen, wobei weder Erfahrung noch Übung als Ursache der Veränderungen anzunehmen sind |
Reliabilität | Hauptgütekriterium psychologisch-diagnostischer Verfahren, das erfordert, dass das Messinstrument das Konstrukt möglichst messgenau (präzise) erfasst |
Schema | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, bei der kategoriale Informationen über spezifische, häufig auftretende Situationen in abstrahierter Weise gespeichert werden. Information über ein bestimmtes Objekt oder Konzept ist in abstrakter, allgemeiner Form gespeichert und beruht auf vorausgegangenen Erfahrungen |
Selbsterfüllende Prophezeiung | Phänomen, bei dem eine ursprünglich unbegründete Erwartung zu ihrer eigenen Bestätigung führt. Die zu Beginn unrichtigen Erwartungen eines Betrachters über eine Zielperson und die den Erwartungen entsprechenden Verhaltensweisen des Betrachters gegenüber der Zielperson bewirken, dass sich die Zielperson so verhält, dass die Erwartungen des Betrachters bestätigt werden |
Selbstevaluation | Mitglieder einer Institution bzw. Organisation bewerten sich oder ihre Maßnahmen selbst |
Selbstkonzept | Wissen, Überzeugungen und Bewertungen, die sich auf die eigene Person beziehen. Es kann auch als Einstellung zu sich selbst definiert werden, die aus einer kognitiven, affektiven und handlungssteuernden Komponente besteht |
Selbstregulation | Adaptive Prozesse, die einem Individuum die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines optimalen emotionalen, motivationalen und kognitiven Erregungszustandes ermöglichen. Man unterscheidet zwischen vorwiegend bewusst und reflexiv ablaufenden exekutiven Funktionen (Top-down-Regulation) sowie den implizit und prozeduralisiert ablaufenden emotions- und motivationsbezogenen Regulationsprozessen (Bottom-up-Regulation) |
Selbstregulative Fähigkeiten von Lehrkräften | Fähigkeiten, um im beruflichen Kontext effektiv mit den eigenen Ressourcen haushalten zu können. Eine adaptive Selbstregulation wird dabei als Kombination aus hohem beruflichen Engagement und hoher beruflicher Widerstandsfähigkeit gesehen |
Selbstreguliertes Lernen | Form des Erwerbs von Wissen und Kompetenzen, bei der Lerner sich selbstständig und eigenmotiviert Ziele setzen sowie eigenständig Strategien auswählen, die zur Erreichung dieser Ziele führen. Durch die Bewertung von Erfolgen bezüglich der Reduzierung der Ist-Soll-Differenz werden Ziele und Aktivitäten im Hinblick auf eine Erreichung des Soll-Zustands prozessbegleitend modifiziert und optimiert |
Selbstverletzendes Verhalten | Sozial nicht akzeptierte körperliche Selbstverletzungen, die nicht suizidal intendiert sind, alle Körperteile umfassen können, aber zumeist an den Gliedmaßen erfolgen. Die dabei entstehenden Wunden werden teilweise im Heilungsprozess wieder geöffnet und in aller Regel durch die Betroffenen verheimlicht. Jugendliche mit psychischen Störungen oder Problemen haben ein besonders hohes Risiko, selbstverletzendes Verhalten zu entwickeln |
Selektionsdiagnostik | Diagnostische Strategie, bei der Personen oder Bedingungen ausgewählt werden, etwa bei der Auswahl von Schülerinnen und Schülern für eine bestimmte Schulform oder umgekehrt die Selektion einer bestimmten Schulform für eine Schülerin oder einen Schüler |
Semantisches Netzwerk | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, bei der Informationen nach ihrer kategorialen Zugehörigkeit gespeichert und repräsentiert werden, indem hervorstechende Merkmale von Objekten einer Kategorie erfasst und im Sinne eines mentalen, prototypischen Vorstellungsbildes gesammelt werden |
Sensible Phase (Kritische Phase) | Definiertes Zeitfenster, in dem spezifische Erfahrungen gemacht werden müssen, da es ansonsten zu Abweichungen von der normalen Entwicklung (Entwicklungsstand) kommen kann |
Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis; Sensorische Register) | Speicher des Gehirns mit quasi unbegrenzter Kapazität, bei dem neu eingehende Informationen sehr kurz aufgenommen und dann gefiltert werden, bevor relevante Informationen an das Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet werden |
Sicht- und Tiefenstruktur des Unterrichts | Unterscheidung zur Beschreibung und Planung von Unterricht. Während Sichtstrukturen (Oberflächenstrukturen) „direkt“ durch das Betrachten der Unterrichtssituation erkannt werden können (z. B. Sozialform, Medieneinsatz, Redeanteile), ist es zur Identifikation der Tiefenstrukturen notwendig, das Unterrichtsgeschehen stärker zu interpretieren (z. B. Vorliegen einer Fehlervermeidungskultur, allgemeine Wertschätzung) |
Situationales Wissen | Wissen über Anforderungen und Merkmale von Problemen, die in bestimmten Inhaltsbereichen und Domänen typischerweise auftauchen und dabei helfen, die Aufmerksamkeit auf relevante Aspekte der Problemlösung zu lenken |
Skalenniveau | Aussage über die Transformierbarkeit von Skalen. Unterschieden wird vor allem zwischen Nominal-, Ordinal-, und Intervallskalen, die stufenweise mehr Eigenschaften erfüllen und mehr Möglichkeiten der Analyse verfügbar machen |
Skript | Form der Wissensrepräsentation im Langzeitgedächtnis, bei der Informationen zum typischen Ablauf von Handlungen und Ereignissen als prototypische Ereignisfolgen und verallgemeinerbare Handlungsschemata individuell repräsentiert werden. Ein Skript beeinflusst in gleicher Weise wie ein Schema die Encodierung und das Speichern von ereignisbezogenen Informationen. Fehlende Informationen werden ergänzt und Erwartungen über die nächste Teilhandlung werden abgeleitet |
Soziale Angst | Häufiger Auslöser bei Schülerinnen und Schülern für besonders sensible Wahrnehmung. Betroffene Schülerinnen und Schüler fühlen sich bedroht, verhalten sich unsicher, vermeiden soziale Aufmerksamkeit durch Abbruch des Blickkontakts oder zeigen Fluchtverhalten. Regelmäßig auftretende körperliche Reaktionen sind Herzklopfen, „weiche“ Knie, Zittern, Weinen oder Schweigen |
Soziale Erleichterung | Phänomen, dass Personen einfache bzw. gut gelernte Aufgaben in Gruppen erfolgreicher bearbeiten als alleine |
Soziale Interaktion | Umfassende, also nicht nur auf sprachlicher Kommunikation beruhende Wechselwirkung zwischen zwei oder mehreren Personen mit verhaltensbeeinflussender Wirkung |
Soziale Kognition | Informationsaufnahme- und -verarbeitungsprozesse, welche sich auf die soziale Welt des Individuums beziehen |
Soziale Struktur | Systematischer Zusammenhang, der zwischen den menschlichen Äußerungen und Verhaltensweisen einer Gruppe besteht |
Sozialer Einfluss | Änderung von Meinungen, Einstellungen und des Verhaltens eines Individuums durch die Einwirkung anderer Individuen und Gruppen von Individuen |
Soziales Faulenzen (Social Loafing, Free Rider Effect) | Tendenz, in Situationen der Gruppenarbeit die individuelle Anstrengung zu reduzieren |
Soziometrie | Sammlung von Methoden, mit deren Hilfe versucht wird, die Beziehungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe mithilfe visueller Darstellungen und/oder Kennzahlen zu analysieren |
Speicherung | Mehr oder weniger dauerhaftes Halten einer Information in einem System, um sie entweder aktuell oder zu einem späteren Zeitpunkt abzurufen, weiterzuverarbeiten oder längerfristig zu bewahren |
Statusdiagnostik | Diagnostische Strategie, bei der der Zustand eines für eine Fragestellung relevanten Merkmals beschrieben wird. Ihr liegt die Annahme der relativen Stabilität des Zustands einer Person hinsichtlich bestimmter Aspekte des Erlebens und Verhaltens zugrunde. So können beispielsweise das Vorliegen von Entwicklungsstörungen festgestellt oder bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erfasst werden |
Stereotyp | Kognitive Struktur oder mentale Repräsentation, die Wissen und Überzeugungen über eine soziale Gruppe von Menschen enthält |
Stereotype Threat | Befürchtung von Mitgliedern einer Gruppe, ihr Verhalten in stereotyprelevanten Situationen könne negative Stereotype über ihre Gruppe bestätigen |
Summative Evaluation | Form der wissenschaftlichen Evaluation, bei der die Wirksamkeit bzw. die Effekte der Maßnahme in Bezug auf die gesetzten Ziele unmittelbar nach Abschluss geprüft werden (Vergleich mit Ist-Zustand-Analyse) |
Synapse | Mikroskopisch schmaler Spalt zwischen dem Axonende des sendenden Neurons (präsynaptische Endigung) und den Dendriten oder dem Zellkörper des empfangenden Neurons (postsynaptische Endigung). An seinem Ende besitzt das Axon eine Verzweigung von sogenannten Endknöpfchen, über die ein Neuron Synapsen mit Abertausenden von anderen Neuronen bilden kann |
Synaptogenese | Teilprozess der Gehirnentwicklung, bei dem jedes Neuron Synapsen mit Tausenden von anderen Neuronen bildet. Sie erfolgt etwa ab der zwanzigsten Schwangerschaftswoche, verläuft in unterschiedlichen Gehirnregionen unterschiedlich schnell und hält im Grunde lebenslang an |
Synchrone Kommunikation | Kommunikation, bei der es zu keiner nennenswerten zeitlichen Verzögerung zwischen der Erstellung (Produktion) bzw. dem Senden einer Nachricht und dem Empfangen bzw. der Aufnahme (Rezeption) der Antwort darauf kommt |
Thalamus | Teil des Gehirns, der als Umschaltstation für sensorische Signale im Gehirn Informationen von den Sinnessystemen empfängt und diese zu den sensorischen Arealen im Kortex übermittelt. Er empfängt ebenso Informationen von höheren Zentren und leitet diese zurück an Medulla und Kleinhirn |
Theory of Mind | Verständnis, dass jemand ein anderes Wissen über die Welt haben kann als man selbst. Getestet wird das Verstehen der mentalen Zustände anderer Personen häufig mit Aufgaben zum Verständnis falscher Überzeugungen (False Belief Tasks) |
Unterricht | Gestaltung von Lernumgebungen mit dem Ziel, optimale Gelegenheiten für die effektive Ausführung von Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler bereitzustellen |
Unterrichtsmethode | Instruktionaler Ansatz, auf dessen Grundlage umfassendere Unterrichtsabläufe geplant und durchgeführt werden können |
Validität | Hauptgütekriterium psychologisch-diagnostischer Verfahren, das erfordert, dass das Messinstrument möglichst das misst, was es zu messen vorgibt – d. h. es erfasst das Konstrukt in Übereinstimmung mit dessen Inhalt, Struktur und Beziehungen zu anderen Merkmalen |
Versuch | Festlegung eines bestimmten Wertes für jede einzelne frei variierbare Größe sowie das Ziel, die davon abhängige interessierende Größe zu beobachten |
Vorurteil | Ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber einer Person, die zu einer Gruppe gehört und deswegen dieselben zu beanstandenden Eigenschaften haben soll, die man der Gruppe zuschreibt |
Vorwissen | Wissen, das vor der Verarbeitung und Speicherung von neuem Wissen im Langzeitgedächtnis bereits zur Verfügung steht und die Bearbeitung des neuen Wissens bzw. gegebener Aufgaben in irgendeiner Weise tangiert |
Wissen | Alle im Langzeitgedächtnis in Form von Wissensrepräsentationen festgehaltenen Inhalte (kognitionspsychologische Perspektive) |
Wissenschaftliche Evaluation (Evaluationsforschung) | Wissenschaftsgestützte Untersuchung von Effektivität (Ausmaß der Zielerreichung) und Effizienz (Verhältnis von Aufwand und Nutzen) von Gegenständen unter Berücksichtigung geltender Standards (Zielexplikation und Standards der Evaluationsforschung) |
Zellkörper | Teil des Neurons, der neben dem Zellkern alle notwendigen Zellorganellen enthält, die eine Zelle am Leben erhalten. Eine weitere wichtige Funktion ist die Bereitstellung der Neurotransmitter |
Zentrale Exekutive | Bestandteil des Arbeitsgedächtnisses, in welchem eine Vielzahl kognitiver Prozesse mit Bezug zu Handlungsregulation und Aufmerksamkeitsprozessen zusammengefasst sind und der für strukturiertes Lernen wichtig ist |
Ziel | Vorwegnahme von Handlungsfolgen, die mehr oder weniger bewusst zustande kommt. Sie bezieht sich auf zukünftige, angestrebte Handlungsergebnisse und beinhaltet zugleich auch eine kognitive Repräsentation dieser Handlungsfolgen |
Zielorientierung | Individuelle motivationale Tendenz, die immer dann die Ausbildung eines konkreten Ziels wahrscheinlich macht, wenn die Situation das Verfolgen des Ziels erlaubt |